Zusammenfassung der Folge

Ich habe von Lehrkraftseite oft zu hören bekommen: "Was soll nur aus dir werden? Du kannst zwar tolle Sache schreiben, aber dafür bezahlt einen ja keiner. (lacht)

Nora Imlau, dreifache Spiegel-Bestseller-Autorin und erfolgreiche Journalistin, spricht im YAY-Podcast über Ehrgeiz, Mobbing und den Kampf für ihre Träume in einer Gesellschaft, in der naturwissenschaftliche Berufe höher angesehen sind als geisteswissenschaftliche.

Was Nora mir im Podcast verrät

(Für das Transkript scrolle nach unten)

Es gibt viele Interviews mit Nora, in denen sie ihre Bücher vorstellt und im Zusammenhang damit über Möglichkeiten spricht, ein bindungsorientiertes Familienleben zu gestalten. Ich spreche mit ihr natürlich auch über ihre Neuerscheinung "Mein Famlienkompass - Was brauch ich und was brauchst du?".

In diesem Gespräch lernst du die Pionierin des "Attachement Parentings" (so der englische Fachbegriff für bindungsorientierte Elternschaft) aber darüber hinaus von einer ganz anderen Seite kennen.

Nora wuchs in einem reformpädagogischen Landheim in Süddeutschland mit der Botschaft auf: "Du bist gut, wie du bist. Es liegt kein Mehrwert darin, so zu sein wie andere. Sei individuell!"

Was für eine tolle Botschaft, oder?

Oder entsteht dadurch auch viel Druck, etwas Besonderes zu schaffen? Nora verrät es im Interview - und auch, welche Botschaften sie ihren Kindern heute mit gibt.

Spätestens auf dem Gymnasium kam es bei vielen Mitschülern ihrer Klasse nicht mehr gut an, dass Nora ein offensichtlich wissbegieriges Kind war, dass gerne mündlich im Unterricht diskutierte und für bestimmte Themen "brannte", wie sie selbst sagt. Eine desinteressierte Haltung war stattdessen das, was für viele in ihrem Alter als cool galt. Gute Noten, okay, aber bloß nicht zeigen, was man zu Hause dafür alles tut, oder?

Nora und ich sprechen darüber, wie sie sich auf der Schule gefühlt hat. Wir sprechen über Mobbing.

Wir sprechen auch über die Dissonanz zwischen der Wertschätzung von Geistes- und Naturwissenschaften in unserer Gesellschaft. Als literarisch begabte Schülerin, die für den Deutsch-Leistungskurs eine andere Schule besuchen musste, weil es auf ihrem klassisch-naturwissenschaftlich Gymnasium nicht die Möglichkeit dazu gab, hat Nora dazu viel zu sagen. Ich hoffe, sie schreibt eines Tages ein Buch darüber.

Wie funktioniert Marketing als Autorin und Journalistin eigentlich n 2021? Gibt es noch ausreichend Unterstützung durch den Verlag?

All das verrät Nora uns im YAY-Podcast.

Wenn dir das Gespräch gefällt, unterstütze mich gerne. Abonniere dazu den YAY-Podcast auf deiner Lieblings-Podcastplattform und gib mir 5 Sterne auf Apple-Podcasts, denn dieses Ranking ist von allen Podcastranking das Wichtigste. Herzlichen Dank und viel Freude beim Hören!

***

Verfasst von: Imme

Co-Gründerin von YAY! Dem Online-Tagebuch für deine Glücksmomente. Mit der App geschrieben, als einzigartiges Fotobuch gedruckt. Besuche uns auf www.yaymemories.com!

Imme auf Twitter und LinkedIn

Für mehr Yay in deinem Leben vernetze dich mit YAY auf Pinterest und Instagram!

***

Wir stellen euch im Podcast nur Gäste vor, deren Produkte wir mögen. Manche verlinken wir als Affiliatelink des Amazon Partnerprogramms. Für diese Herzensempfehlung erhalten wir eine kleine Provision.

***

Transkript

[00:01:02.630] - Imme

Nora, du bist 37, Mama von vier Kindern im Alter zwischen anderthalb und vierzehn Jahren, bist geborene Freiburgerin und ein bisschen in der Welt herumgekommen. Du hast in Marburg und Kanada Anglistik, deutsche Sprache und Literatur studiert, hast mit deiner Familie auch schon in London gelebt, dann viele Jahre in Leipzig, und bist jetzt in den Schwarzwald gezogen. Du arbeitest als Journalistin, Speakerin und bist Autorin von zahlreichen Sachbüchern, Ratgebern rund um die Themen bindungsorientierte Elternschaft. Deine letzten drei Bücher haben es auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft. Im Sommer 2020 erschien "Mein Familienkompass" mitten im Corona-Sommer und seitdem wird dein Buch sehr viel diskutiert.

Darüber möchte ich gleich als Erstes mit dir sprechen. Außerdem würde ich gerne mit dir über Ehrgeiz sprechen, denn ich habe gelesen, dass es ein Thema ist, das dich seit langem begleitet. Es ist auch für mich ein Thema, was ich sehr spannend finde. Und ich würde gerne mit dir über Marketing als Autorin und Journalistin sprechen, denn Branding ist ein ganz großes Thema unserer Zeit. Gerade in einer Zeit, wo auch viele im Selbstverlag arbeiten, sich selbstständig machen und die sozialen Medien ganz anders nutzen, als es noch vor fünf Jahren der Fall war.

Das sind die Themen, die ich mit dir besprechen würde. Jetzt erst einmal herzlich willkommen im Podcast von YAY, liebe Nora!

 

[00:02:27.740] - Nora

Hallo, das war ja eine tolle Vorstellung. Vielen Dank für die Einladung.

 

[00:02:32.630] - Imme

Sag mir doch mal als erstes, wie es dir an diesem Morgen geht. Ich frage das, weil ich manchmal ganz beeindruckt davon bin, was man so leistet als Eltern, bevor man eigentlich morgens am Schreibtisch sitzt.

 

[00:02:49.550] - Nora

Mir geht's ganz gut. Ich war heute Nacht ungefähr fünf bis acht Mal wach, bis dann alle Kinder wieder versorgt waren und hatten, was sie brauchten. Heute morgen war ich ganz stolz, dass auf meinem Zettel stand: „Am Donnerstag Trauben mitbringen in den Kindergarten“. Dann hab ich Trauben abgegeben und die Erzieherin nahm sie entgegen und sagte: „Ja, wäre letzten Donnerstag gewesen.

 Also da habe ich schon ein bisschen meine Erlebnisse gehabt. Aber ja, alle Kinder sind jetzt gut versorgt. Die beiden Kleinen sind im Kindergarten, die beiden Großen sitzen in ihren jeweiligen Zimmern vor den Rechnern und haben online Schule.

 

Imme

Es ist ja für alle eine Herausforderung. Vor allen Dingen habt ihr wirklich alle Altersstufen. Manchmal bin ich ganz dankbar, dass wir nur Kleinkinder haben, weil wir zumindest diesen Homeschooling-Aufwand noch nicht machen müssen. Andere haben dafür keine Kleinkinder - ihr habt alles.

 

[00:03:48.760] - Nora

Ja, ja, das stimmt ja. Aber wir haben auch das Beste aus allen Welten. Das ist auch schön. Also manchmal ist es ja so, wenn man mit Eltern von Teenies spricht, die sagen, „ach, ich vermisse die Kleinkindzeit oder von Eltern mit Kleinkindern, die sagen: „Ich würde mir manchmal wünschen, ein größeres Kind zu haben, mit dem man sich auch schon ein bisschen mehr unterhalten kann“, oder so. Das haben wir ja alles. Und gleichzeitig haben wir natürlich auch viel, also auch alle Herausforderungen der verschiedenen Altersstufen.

 

[00:04:13.130] - Imme

Es kommt immer alles zusammen, die Herausforderung und das daraus folgende Glück. Schön!

Ich habe es gerade schon angesprochen. Dein letztes Buch hat es auf die SPIEGEL-Bestsellerliste geschafft. Es heißt „Der Familienkompass“ und erschien mitten im Corona-Sommer. Ich weiß nicht, ob du das so beabsichtigt hattest, aber tatsächlich trifft es ja wirklich einen Nerv unserer Zeit, kann man sagen. Denn du zeigst den Eltern darin, wie sie ein bindungsorientiertes Zusammenleben mit ihren Kindern umsetzen können.

 Aber tatsächlich geht es nicht nur darum, wie man auf die Bedürfnisse der Kinder achtet, sondern eben ganz klar auch um die eigenen Bedürfnisse als Mutter und Vater. Hast du jetzt, circa ein Dreivierteljahr, nachdem das Buch erschienen ist, das Gefühl, dieses Buch erschien wirklich genau zum richtigen Zeitpunkt oder denkst du jetzt im Nachhinein auch, dass viele Eltern sich vielleicht davon provoziert fühlen, weil sie jetzt ferner von ihren Idealen sind, denn je? Mit Homeschooling, Lockdowns und mangelndem Rückzugsraum?

Hat sich Umgang mit Kindern in den letzten Jahrzehnten stark geändert?

[00:05:15.810] - Nora

Nein, ich glaube tatsächlich, dass das Buch zu einem guten Zeitpunkt erschien, auch wenn beim Schreiben von Corona eigentlich noch gar nichts für mich zu wissen war. Es war sozusagen erst in den letzten Zügen, als ich schon fast fertig war mit dem Buch, kurz vor Abgabeschluss, als Corona überhaupt aufkam, und ich habe das Buch dann auch nochmal ein bisschen überarbeitet. Aber die Grundidee dieses Buches ist ja eine ganz universale.

Es geht hier einfach darum, dass wir heute eine Elterngeneration sind, die andere Werte hat im familiären Alltag als andere Generationen hatten. Für viele Eltern-Generation war das primäre Ziel, gehorsame Kinder hervorzubringen, die nicht anecken und die Leistung bringen und die nicht aufmucken. Ja, und da haben wir heute ein ganz anderes Ziel, ein ganz anderes Bild vor Augen. Wir wollen unseren Kindern auf Augenhöhe begegnen, wir wollen eine Beziehung mit ihnen pflegen. Wir wünschen uns, dass unsere Kinder, auch wenn sie erwachsen sind, gerne noch mit uns Kontakt haben wollen.

Und zwar nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil sie uns wirklich mögen. Und dafür brauchen wir natürlich aber auch ein anderes Familienleben, das diese Werte pflegt. Und das war so meine mein Gedanke, warum ich dieses Buch schreiben wollte. Und ich wollte Eltern eine Hilfestellung geben, ihr eigenes Wertesystem kennenzulernen und zu schauen: Wie können wir unser Familienleben so gestalten, dass es uns allen miteinander gut geht, dass wir gerne miteinander Zeit verbringen? Im Nachhinein denke ich, zu welchem Zeitpunkt war diese Frage wichtiger als jetzt, wo wir so unglaublich viel Zeit miteinander verbringen und so sehr aufeinander hängen?

Besonders in Corona-Zeiten gilt: Du bist GUT GENUG!

[00:06:49.360]

Familien sind im Moment sehr auf sich gestellt und ein Großteil meines Familienkompasses macht ja auch dieser Gedanke aus es „Gut genug Seins“, des Abschieds vom Perfektionismus. Diese Idee zu sagen: Gute Familienkultur muss nicht bedeuten, dass jedes Bedürfnis immer bis ins Detail erfüllt wird, sondern dass wir eine Haltung leben, wo wir sagen, Du und deine Bedürfnisse sind uns grundsätzlich wichtig und wir wollen versuchen, so gut es eben geht, Bedürfnisse unserer Familie ernst zu nehmen und zu erfüllen.

Und gleichzeitig ist es völlig normal und menschlich, dass das nicht immer geht, dass es auch manchmal Konflikte gibt und dass auch unsere Bedürfnisse als Eltern manchmal den Bedürfnissen unserer Kinder Vorrang eingeräumt wird, weil wir einfach auch schauen müssen, wo wir bleiben. Und das ist okay. Und insofern denke ich, es kann kaum eine wichtigere Botschaft geben als gerade in dieser Zeit, als Eltern zuzurufen: Es geht um eine gesunde Balance der Bedürfnisse. Ihr müsst nicht perfekt sein und gut genug sein heißt eben auch, sich von vielen hohen Idealen zu verabschieden und wirklich damit zu leben, dass wir uns manchmal auf die absoluten Basics konzentrieren müssen.

 Und ich schreibe da in meinem Buch darüber, dass wir manchmal unsere ellenlangen To do-Listen gedanklich wirklich abschneiden müssen mit einer großen Schere. Und übrig bleibt dieser Satz: Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen und alles andere ist egal. Wir können fünfmal die Woche Pizza auf backen. Wir können Fertigessen essen. Wir können an so vielen Stellen Abstriche machen, aber wir sollten nicht Abstriche dabei machen, grundsätzlich mit einer liebevollen, wertschätzenden, zugewandten Haltung miteinander umzugehen.

Das ist es, was den Kern von dem liebevollen Familienleben eben ausmacht und das, was auch trägt und bleibt, wenn diese Kuroda Zeit lange hinter uns liegt.

 

[00:08:34.700] - Imme

Ja, das denke ich auch. Das ist genau das, was auch den Kindern dieses Urvertrauen vermittelt, ihnen Selbstbewusstsein gibt und natürlich, wie du sagst, immer die Lust, auch später noch mit den Eltern zu kommunizieren und auch Familie einfach als etwas Positives und stärkend zu begreifen.

 

[00:08:49.000] - Nora

Und wie gesagt, es geht mir da nicht darum zu sagen: Niemand darf jemals laut werden oder genervt sein. Es geht nicht um dieses oberflächlich Liebevolle: Alle müssen immer säuseln; man muss immer für alles Verständnis haben. Es gibt so viele Missverständnisse in diesem Bereich, dass Eltern das Gefühl haben, ich muss so eine engelsgleiche Person sein, um bindungsorientiert mit meinen Kindern zu leben. Darum geht es überhaupt nicht. Vielleicht um das Gegenteil. Ja oder nein. Mit allen Ecken und Kanten.

Wir dürfen auch authentisch sein. Aber. Aber das Grundgefühl unserer Kinder sollte sein, dass sie bedingungslos geliebt werden. Dass sie sicher bei uns sind. Dass sie sich uns anvertrauen können mit ihren Fehlern und Schwächen. Und das können sie nur, wenn wir uns auch zeigen mit unseren Fehlern und Schwächen und nicht immer versuchen, makellos zu sein.

Bindungsorientierte Elternschaft bei Kleinkindern

[00:09:33.110] - Imme

Ja, absolut. Was würdest du den Eltern raten, die noch sehr kleine Kinder haben? Wie wir zum Beispiel. Unsere Kinder sind 2 und 4 und ich finde, viel von dem bindungsorientierten Ansatz zielt auf eine verbale Kommunikation. Natürlich nicht nur, aber vieles wird ja auch einfacher, wenn man etwas besprechen kann. Aber was ist, wenn der Zweijährige sagt, ich will den Pullover morgens nicht anziehen?

Man bietet ihm 5 verschiedene an oder auch alle, und er sagt Nein, ich will gar keinen anziehen.

Was ist da für dich der Ansatz, dass du sagst: Okay, so kommunizieren wir trotzdem gut?

 

[00:10:08.550]  - Nora

Ja, ja. Also tatsächlich glaube ich, dass das auch manchmal ein Missverständnis ist, dass im bindungsorientierten Miteinander alles ausdiskutiert und erklärt werden muss.

Gerade bei kleinen Kindern ist es so, dass die sich auch völlig überfordert fühlen können, wenn sie von so einem Wortschwall begraben werden, weil wir ihnen unbedingt erklären wollen, warum sie jetzt diesen Body anziehen müssen oder so. Und sie wollen einfach nicht und sagen Nein. Und wir fangen immer mehr und mehr an zu erklären und die Situation spitzt sich immer mehr zu.

Und was ich in meinem Buch auch beschreibe ist, dass unsere Kinder, gerade die Kleinkinder, sich auch nach einer gewissen liebevollen Führung wirklich sehnen. Also danach, dass wenn eine Situation so ist, dass wir sagen: Hier wird es eine Entscheidung getroffen. Dieser Body muss angezogen werden, wir gehen nicht nackt raus, dann ist es auch völlig okay, ohne viele Worte zu verlieren, zu sagen: Das mach ich jetzt. Ich schnappe mir dieses Kind und ziehe ihm diesem Body an und erkläre auch gar nicht viel dazu.

 

Aber was sozusagen den Unterschied macht zwischen einem zugewandten Umgang in diesem Moment und einem eher schwierigen oder von dem Kind als er sehr gewaltvoll empfundenen Umgang ist eben die Haltung, mit der ich das tue.

 

Viele Eltern werden, wenn ihre Kinder nicht machen, wie sie es wollen sollen, unglaublich genervt. Und das äußert sich dann eben auch in der Art und Weise, wie wir die Kinder anfassen. Dann packt man die Kinder und das Kind sagt Aua, das tut weh. Man sagt: ja, selber schuld, wenn du so rumzickst. Wenn du mitmachen würdest, würde es nicht wehtun. Also man nimmt das in Kauf und spielt dem Kind die Schuld zu und sagt: Im Prinzip hast du es nicht besser verdient, als dass das unangenehm ist, dass ich dir diesen Body jetzt so über den Kopf zerre.

Und die zugewandte Haltung wäre zu sagen: Ich verstehe, dass mein Kind gerade zwei ist und in der Autonomiephase, und nicht anders kann, als gegen diesen Body anzukämpfen. Und deswegen setze ich mich durch. Aber ich bleibe dabei liebevoll und zugewandt. Das heißt, ich schnappe mein Kind mit der gebotenen Kraft, dass es mir nicht abhaut, aber nicht mit Grobheit. Und begleite sowohl von meinen Gesten als auch von meinen Worten her diesen Akt und sage: Es tut mir leid, Schatz, ich weiß, das ist unangenehm für dich. Ich mach das jetzt schnell. Wir haben gleich geschafft. Ist das unangenehm? Tut mir leid. Wir sind gleich fertig. Alles ist gut. Du kannst nichts dafür. Das ist jetzt einfach eine Situation.

Da hab ich als Mama entschieden: Du brauchst das. Das machen wir jetzt. Dann geht's weiter. Das muss ich gar nicht alles sagen. Aber das sollte die Haltung sein. Es gibt immer wieder Situationen, wo wir uns gegen unsere Kinder wenden, gerade wenn wir kleine Dinge durchsetzen müssen. Aus Sicherheitsgründen oder einfach auch aus Zeitorganisationsgründen.

Weil wir nicht morgens, wenn wir los müssen, eine Stunde diskutieren können, ob es dann, ob das Kind den Autositz will. Aber es macht einen Riesenunterschied für ein Kind, ob ich das Kind in den Autositz drücke, obwohl es nicht will und sage: Schatz, es tut mir leid. Im Autositz wird nicht diskutiert, oder ob ich sage: Warum musst du immer so ein Drama machen? Immer, ne, immer sperrst du dich dagegen? Tut dir das jetzt weh? Hast du auch nicht anders verdient. Und dann schreit man das Kind an und natürlich ist das für Kinder nicht schön, wenn wir uns sozusagen körperlich mit unserer Überlegenheit letztlich gegenüber ihnen durchsetzen.

 

Und gleichzeitig gehört das zur Lebenserfahrung kleiner Kinder dazu, dass sie klein sind, dass manchmal Eltern für sie Dinge durchsetzen, die einfach wichtig sind. Damit können Kinder umgehen.

 

Aber wenn sie dann sozusagen noch so victim blaming mäßig verantwortlich dafür gemacht werden, dass das jetzt blöd läuft, dann fängt es an zu kippen, weil dann kommt zu dem Frust à la „Na toll, ich muss jetzt hier in diesen Sitz“, dieses Schuldgefühl dazu: Ich bin selbst auch noch verantwortlich dafür. Und das ist problematisch. Wir als Eltern müssen in der Verantwortung bleiben und sagen: Ich weiß, dass du das Du findest. Du hast jedes Recht der Welt, das doof zu finden. Wir machen das jetzt trotzdem.

 

[00:13:56.040] - Imme

Das legst du auch richtig schön dar im Buch. Dieses victim blaming, wie du sagst, was ja tatsächlich auch aus der Geschichte kommt, dass wir da noch was mit uns herumtragen, was seit Generationen so als richtig angesehen wurde und in der heutigen Zeit, finde ich, überhaupt keinen Platz mehr hat.

 

[00:14:16.040] - Nora

Es ist einfach ein uraltes Bild vom Kind als kleinem Haustyrannen, der sich nur durchsetzen will.

 

Und dieses Bild, das tragen wir alle mit uns herum, das ist ein gesellschaftliches und kulturelles Erbe. Und gerade in solchen Stressmomenten kommt das bei uns immer wieder durch, dass wir denken, das Kind müsste doch gehorchen, weil es das Kind ist und dass wir dann auch die Erwartung haben, wenn ein Kind Worte versteht, dann muss es die auch umsetzen können.

 

[00:14:41.760]

Und das ist eben kein entwicklungsgerechtes Denken.

 

Wir wissen heute, dass Kinder schon mit anderthalb, zwei Jahren ziemlich viel verstehen können von dem, was wir sagen und trotzdem noch lange nicht die Impulskontrolle haben und die kognitive Fähigkeit haben, sich hineinzuversetzen in uns und wirklich zu verstehen, warum das jetzt wichtig ist.

 

Dass sie alles machen, was wir sagen, das ist nicht ihr Job. Ihr Job ist es auch mal wegzurennen und sich die Windel vom Leib zu reißen. Das dürfen wir nicht persönlich nehmen.

 

Da dürfen wir nicht wütend werden, sondern wir müssen einfach sagen Okay, das ist seine Entwicklungsaufgaben. Ja, das Kind ist 2 wird. Unsere Aufgabe als Eltern ist aber zu sagen: So, Windel an, Body zu. Und jetzt gehen wir raus und da kannst du dich austoben. Und das auch ohne schlechtes Gewissen zu machen. Dann das die Rollen einfach klar sind und das das Kind aber auch nicht das Gefühl hat falsch zu sein, weil es ein Kind ist.

  

 

Welche Ventile es für Eltern gibt, wenn alles zu viel wird?

Tipps von Nora Imlau

 

[00:15:31.930] - Imme

Worüber du auch sprichst in deinem Buch sind Ventile, dass man natürlich diese Situation erlebt und man versucht so genau so zu reagieren, wie du es auch darlegst. Trotzdem ist man immer wieder gestresst im Alltag. Man versucht zu arbeiten, jetzt hat man noch Homeschooling an der Backe … Ganz klar, dass es sehr herausfordernd ist. Du sprichst davon, dass man sich Ventile suchen muss.

Wir, als Gründer von YAY, hatten jetzt im Coronafrühjahr ja eine ganz tolle Erfahrung gemacht, dass ganz viele neue Kunden zu uns gekommen sind. Größtenteils Eltern, die bei uns zum Beispiel so Corona-Tagebücher geschrieben haben und das Tagebuchschreiben als Ventil genutzt haben, um zu verarbeiten, um nachzudenken, um auch gemeinsam mit ihren Kindern Aktivitäten zu dokumentieren, um zu sagen: Hey, ist eine blöde Situation, aber wir machen auch was Schönes draus und wir zeigen das auf diesem Wege den Großeltern usw. Das war für uns eine ganz positive Erfahrung.

 

Auch für mich selber zum Beispiel ist Schreiben ein Rückzugsraum. Das ist für mich ein Ventil. Was ist dein Ventil, dein ganz persönliches im Familienalltag?

 

[00:16:39.370] - Nora

Wer den "Familienkompass" gelesen hat, weiß das eins meiner Ventile Tee trinken ist. Das hab ich glaube ich aus unserer Zeit in London mitgebracht. Es ist tatsächlich so, dass wenn mir alles über den Kopf zu wachsen droht, was ungefähr zehnmal täglich passiert ist, es für mich wirklich etwas sehr Beruhigendes hat zu sagen: Moment, stopp, ich brauche jetzt erstmal ein Tee und ich gehe. In der Küche braucht man ja auch einen Moment, bis das Wasser kocht, dann Tee aufgießen, Milch dazu und dann einfach auch diesen Duft einatmen von so einem schönen Earl Grey oder sowas.

Dann in kleinen Schlucken diesen warmen Tee trinken. Das ist für mich so ein Ritual, das alle Sinne anspricht und das trotzdem relativ schnell geht. Und das ist für mich der Inbegriff von Selbstfürsorge. Da sag ich, ich tue mir was Gutes und dann geht es weiter. Meine Kinder können das auch schon total entschlüsseln. Die wissen, wenn Mama einen Tee braucht, dann muss sie kurz 5 Minuten für sich haben und dann geht's weiter. Dann kommt sie wieder.

Das ist so was Kleines, was mir wirklich oft hilft. Auch in richtig stressigen Situationen.

Manchmal mit so kleinen Kinder ist es die schiere Geräuschkulisse, die einen so fertig macht. Die sind einfach laut. Und dann hilft mir das unglaublich, diese Geräusche auszublenden. Wenn ich mich dann einfach drauf konzentriere zu sagen: Ich mach jetzt Tee.

Aber natürlich gibt's auch andere Dinge. Also auch so Klassiker. Oft ist es so, dass es mir hilft, einfach auch rauszugehen. Also sei es auch einfach nur auf dem Balkon oder im Garten im Moment zu sein. Das hat auch etwas mit Geräuschkulisse zu tun. Alles ist nicht mehr so laut, wenn man draußen ist. Also auch schreiende Kinder sind nicht mehr so laut, wenn man nicht mehr in den eigenen vier Wänden ist.

Und tatsächlich ist für mich auch das Schreiben ein wichtiges Ventil und auch was, was ich sehr mag. Aber das ist was, was ich eben nicht so mal eben ad hoc in einer Stresssituation einbinden kann. Das heißt, für mich ist es ganz wichtig, so ganz kleine akute Dinge zu haben, die sofort helfen, wie mal eben einen Tee machen oder wenn es noch schneller gehen muss, ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen lassen. Also natürlich ist er was, wo jede ernährungswissenschaftlich sagen würde, vielleicht nicht der beste Trick, aber ganz ehrlich: Es gibt Endorphine, sofort! Da hilft es mir, mir selbst zu sagen: „Ich tue mir selber was Gutes. Und jetzt geht's weiter.“

 

[00:19:03.000] Imme

 

Und das entspannt ja auch einfach. Unabhängig von den Endorphinen. Weil es einem schmeckt. Weil man sich einfach etwas Gutes tut, was man selber mag. Das ist ja auch individuell so verschieden.

  

Warum Eltern nicht perfekt sein müssen

 

[00:19:12.550] - Nora

Für mich war das so ein Gamechanger zu merken, wenn ich total im Stress bin und denke, ich muss jetzt sofort reagieren, weil meine Kinder sich streiten, weil irgendein Kind irgendwas Dringendes von mir will, mir selber klarzumachen, wenn ich in diesem Ort bin, wo ich so gestresst bin, da kommt nichts Gutes bei raus.

 

Im Zweifelsfall brülle ich meine Kinder an. Mehr wird da nicht passieren. Aber ich habe immer, egal wie dringend es ist, die Möglichkeit, einen Moment innezuhalten und zu atmen, um mich wirklich zu fragen: Was brauche ICH jetzt, um dann für DICH da sein zu können?

Manchmal ist es wirklich nur 10 Sekunden die Augen schließen. Dreimal tief einatmen. Mir selber sagen: Du schaffst das. Du wolltest diese Kinder ja. Und dann weiter zuhören. Und das heißt nicht, dass es nicht auch Momente gibt, wo mir die Hutschnur platzt.

 

Das ist das, was ich mir vornehme. Das ist das, was immer öfter gelingt. Man kann sowas wirklich trainieren. Und trotzdem ich will hier keine ideal Standards verbreiten. Es ist unmöglich das immer zu schaffen und es ist auch nicht das Ziel.

 

Aber jedes Mal, wenn wir das schaffen, merken wir auch sofort, dass die Situation sich so viel besser anfühlt, als wenn wir so aus dem größten Stress herausexplodieren: Dieses „Was ist hier schon wieder los?“, das bringt niemanden weiter. Und was ich schön finde ist, dass ich bei meinen Kindern jetzt manchmal sehe, dass die sich das auch abgucken. Na ja, das ist toll. Wirklich. Wie mein kleiner Sohn mit 3 Jahren von alleine aufsteht und sich die Hand auf die Brust liegt und atmet.

Was brauche ich jetzt? Das ist wirklich total schön.

 

[00:20:51.850] - Imme

Das ist mega schön. Ja, ja, wie du sagst, man kann nicht immer sein eigenes Ideal leben, aber man kann ein Vorbild sein. Und ich glaube, davon nehmen die Kinder schon am meisten mit. Ja, großartig. Ich finde es auch sehr schön, muss ich sagen, dass du dich ja auch auf Social Media sehr authentisch zeigst; anderen Eltern zeigst, dass du versuchst, so zu sein. Dass das die Idee ist, aber dass es einfach im Alltag nicht immer klappt und das auch etwas ganz Normales ist, damit du da nicht auf diesen Sockel gestellt wirst, was einen auch der Kritik aussetzt: Wenn die anderen einen auf den Sockel stellen und dann denken: Komisch, warum ist es nicht so perfekt. Er ist wichtig, auch darüber zu sprechen, muss ich sagen.

 

 

 

Nora Imlau über Ehrgeiz, Wissbegier und die Verantwortung, etwas aus dem Bildungsangebot der Eltern zu machen

 

[00:21:37.300] - Imme

Was ich auch auf Instagram gesehen hatte, hatte ich dir schon erzählt, war dein Post über den Erdkundetest. Das würde ich gerne mit dir drüber sprechen. Da geht es nämlich um das Thema Ehrgeiz. Du beschreibst dich selber als ein sehr wissbegieriges Mädchen, das gerne gelernt hat, das immer viel wissen wollte. Und ich hab mich erst einmal gefragt: Denkst du, dass das auch ein bisschen damit zu tun gehabt hat, wie du aufgewachsen bist? Du bist ja in dem reformpädagogischen Internat gemeinsam mit deinem Bruder und deinen Eltern aufgewachsen und ich könnte mir vorstellen, dass es da sehr viel Freiraum gab, einfach Kind zu sein.

Ich beobachte das wirklich bei allen Kindern - ich habe hauptsächlich kleine Kinder in meinem Umfeld, die noch nicht zur Schule gehen – ich beobachte, dass all diese Kinder sehr wissbegierig sind, das ist einfach Teil dieses Kindseins. Denkst du, dass vielleicht ein Teil dieses Ehrgeiz daher kam, dass du einfach früh die Möglichkeit hattest, immer mehr wissen zu wollen, immer Fragen zu stellen? Oder gab es da eher so Vorbilder?

 

[00:22:35.710] - Nora

Ja, also ich glaube schon, dass meine Kindheit damit viel zu tun hat. Ich hatte wirklich in der Hinsicht absolut goldene Startbedingungen. Ich habe. Ich habe mit meinen Eltern, die sehr engagierte Reformpädagogen sind, eben Eltern gehabt, die schon in den frühen 80er Jahren gesagt haben, diese Erziehung, wie sie so in dieser Zeit noch sehr üblich war, Kinder schreien lassen und „Kinder haben nix zu wollen“ und so, das entspricht überhaupt nicht ihrem Selbstverständnis. Sie haben von Anfang an gesagt: Wir wollen dich auf Augenhöhe begleiten. Wir wollen mit Respekt und Wertschätzung sehen, welches Potenzial in unseren Kindern schlummert und das nach bestem Wissen und Gewissen fördern. Und dazu gehört eben auch ganz viel Freiheit, ganz viel Spiel, ganz viel Rückversicherung und Wärme und Bindung. Und natürlich war das ein großer Schatz und wir haben mir mit diesem reformpädagogischen Internat gelebt, wo meine Eltern gearbeitet haben. Und das war wirklich ein bisschen auch so ein Biotop, wo eben viele Menschen waren, die ein eher modernes Selbstverständnis von Pädagogik hatten, die sehr bindungsorientiert eingestellt waren, sodass mein Bruder und ich eben nicht nur unsere eigenen Eltern, sondern auch andere Erwachsene in unserem Umfeld hatten, die wir fragen konnten zu Themen, die uns interessiert haben.

Und da gab es natürlich dann tolle Möglichkeiten. Also in so einer Schule gibt's einen riesen Musikraum und wenn dann ein Kind wie ich mit vier Jahren sagt, ich will mal diese Instrumente ausprobieren, dann ist da ein Musiklehrer, der sagt: Okay, welches Instrument zuerst, ich zeig dir alle. Und es gab eine große Bibliothek in dieser Schule und ich bin als Kind da regelmäßig hin und her praktisch ein Buch nach dem anderen gelesen und hab mich durch so eine komplette Bibliothek durchgearbeitet, weil die eben auch da war.

 

[00:24:09.620]

Und da gab's eben auch eine Bibliothekarin, die das toll fand und die dann mir immer neue Vorschläge gemacht hat, was mich noch interessieren könnte.

 

Also da war ganz viel Förderung und gleichzeitig so ein sicherer Hafen. Wir wissen aus der Bildungsforschung das das die Grundlage dafür ist, dass wir Wissen überhaupt aufnehmen können. Und dafür bin ich sehr dankbar.

 

Auch darüber, dass ich z.B. schon als sehr junges Kind, also so mit 6 oder 7 Jahren angefangen habe zu schreiben: Gedichte, Geschichten, und dass meine Eltern da sehr viel Raum für eingeräumt haben und mir dann so einen Schreibheft geschenkt haben und gesagt haben, das ist für dich und deine Geschichten. Lass dir nie von irgendjemandem da Korrekturen anbringen. Also niemand darf Rechtschreibung korrigieren, niemand darf dir irgendwie Tipps geben, dass es dein Heft und da kommt deine Gedanken rein und die sind perfekt, so wie sie sind.

Und das war natürlich auch eine wertvolle Botschaft, weil ich ja dann auch trotzdem ganz klassisch in eine Grundschule ging, wo natürlich jeder Fehler mit rot angestrichen wurde. Aber ich hatte sozusagen noch meinen mein anderen Ort, wo ich sein konnte, wie ich bin und das war sehr wertvoll.

Das war sehr schön. Und gleichzeitig ist es natürlich auch so. Meine Eltern sind Reformpädagogen, sind aber auch Lehrkräfte und lernen Lehren.

 

Bildung hat in unserem Elternhaus eine große Rolle gespielt, einen großen Wert gehabt und das hat natürlich schon auch dazu geführt, dass ich immer so das Gefühl hatte: Gebildet zu sein ist auch ein hoher Wert.  Es ist auch ein wichtiges Ziel, sozusagen.

 

Ich habe schon auch so eine Verantwortung als Kind gespürt. Jetzt kriege ich all diese Möglichkeiten, das muss ich auch nutzen. Jetzt muss da auch etwas Gutes bei herauskommen. Und da hab ich mich dann teilweise vielleicht auch sehr unter Druck gesetzt, was gar nicht so beabsichtigt war. Es war nicht das Ziel meiner Eltern, aber ich hab selber so eine Verantwortung gespürt zu sagen, wenn ich all diese Möglichkeiten habe und ich darf Instrumente lernen und ich darf reisen und ich darf ins Ausland gehen, dann hab ich auch die moralische Verpflichtung, da möglichst viel Bildung daraus zu gewinnen. Das hat mich dann teilweise auch so ein bisschen gestresst.

 

Im Nachhinein denke ich, warum hab ich das so empfunden? Das kann ich dir gar nicht so genau sagen, aber irgendwie war es so ein Gefühl. Ich hab da eine Chance, die viele andere Kinder nicht haben. Und daraus leitet sich die moralische Verantwortung ab, da auch das Bestmögliche draus zu machen.

 

[00:26:36.160] - Imme

Es ist auch ganz interessant mit Blick auf unsere eigenen Kinder, dass man einerseits was vorlebt, viele Möglichkeiten bieten möchte, aber andererseits sich im Kopf der Kinder ein eigenes Narrativ bildet.

 

Nora

Genau. Also tatsächlich.

 

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus sehe ich, wie schnell das eben passieren kann, dass Kinder dann so einen gewissen moralischen Druck spüren, selbst wenn das gar nicht die Absicht derer ist, die das Kind begleiten. Daher hab ich tatsächlich bei meinen Kindern noch ein bisschen stärker den Fokus darauf gelegt, immer wieder zu betonen: Das sind alles Angebote und ihr dürft euch frei bilden. Aber euer Wert als Mensch hängt nicht davon ab, wie viele Hobbys ihr habt oder wie viele Bücher gelesen habt oder was ihr tut.

 

Und wenn ihr einfach mal jetzt gerade während dieser Lockdown Zeit tagelang in eurem Zimmer liegt und einfach eure Lieblingsserie anguckt, ist das auch völlig okay. Ja, also es geht um die Balance und es geht darum, dass ihr eure Interessen findet und euren Weg findet.

 

Aber ihr müsst nicht meine Vorzeige-Kinder sein, mit denen ich dann allen Leuten erzähle: So kriegt man nicht universal gebildete Kinder.

 

Also, ich glaube bei mir als Kind, wenn ich versuche im Nachhinein zu verstehen, hatte ich so das Gefühl, da ist diese ganze Umgebung, in der ich großgeworden war, die von hohen Idealen getragen war.

 

Diese Idee war: „Reformpädagogik bringt besonders freie, besonders kluge, besonders wissbegierige Kinder hervor“. Und ich hatte dann selber, glaube ich, als Kind oft das Gefühl, ich muss das dann auch werden.

 

Also ich muss das dann auch entsprechend repräsentieren, um diese Idee sozusagen gut in die Welt zu tragen. Ich muss das Poster-Girl für diese Erziehung werden.

Das ist was, wo ich eben bei meinen eigenen Kindern immer versuche, so ein bisschen zu sagen. Ich trete hier für bestimmte Werte ein, aber ihr müsst das nicht auch tun.

 

Imme

Aber das Schöne ist ja, dass es heutzutage so viele Aufnahmen und so weiter gibt, dass sie sich dann auch einfach solche Sachen im Nachhinein noch anhören können.

 

[00:28:38.390] - Nora

Also liebe Grüße aus der Zukunft!

 

 

Wie hat Nora Imlau die Schulzeit erlebt? Warum war sie eine Außenseiterin? Warum wurde sie gemobbt?

 

[00:28:46.000] - Imme

Erzähl doch mal so In der Schulzeit ist es ja oft so, dass es dann ja auch nicht mehr so richtig cool ist, dass man gute Noten hat. Da ist dann dieser Protest gegen die Obrigkeit, die die Eltern und die Lehrer darstellen. Dann gibt es auch natürlich Neid. Genau wie es auch Neid innerhalb der Familie z. B. zwischen Geschwistern Kindern geben kann, weil es dem einen leichter zu fallen scheint zu lernen, dem anderen schwerer. Der eine hat bessere Noten, der andere nicht so.

Genauso gibt es das unter Schülern. Die Konkurrenzsituation plus eben dieses: Was ist eigentlich so cool, wenn man 15 ist und so weiter. Wie bist du damit umgegangen, dass du trotzdem lernen wolltest, gute Noten hattest? Wie hast du so ein Umfeld erlebt?

  

[00:29:40.000] - Nora

Hm, also Schule war insgesamt für mich eine schwierige soziale Umgebung, sowohl in der Grundschule als auch im Gymnasium habe ich immer wieder auch wirklich doofe Mobbing-Erfahrungen gemacht.

Ich war immer so ein bisschen eine Außenseiterin.

 

Imme

Weil du gut warst? Weil du gute Noten hattest?

 

Nora:

Ich kann das gar nicht so sagen. Also ich glaube es lag teilweise auch an den Noten, aber es lag auch nicht nur an den Noten. Es gab auch andere Klassenkameraden oder Klassenkameraden, die durchaus ähnlich ähnliche Noten wie ich und trotzdem sozial besser klarkam. Ich glaube schon, dass ich in sehr, sehr vieler Hinsicht einfach anders war. Also so ich war anders großgeworden.

 

Ich war sehr stark mit diesem, mit dieser Botschaft großgeworden: Du bist gut so, wie du bist. Du musst dich nicht anpassen. Du musst einfach selbstbewusst auftreten als die Person, die du bist. Und dann ist alles wunderbar. Und das ist so eine schöne Botschaft. Und sie ist so weit weg davon, wie tatsächlich so eine Hackordnung in der Mittelstufe funktioniert.

 

Da geht es einfach total krass darum, sich anzupassen und das zu machen, was alle tun und auch nicht so aus der Masse hervorzustechen.

Und das war schwer für mich. Und ich war in vieler Hinsicht einfach anders. Meine Interessen waren anders und ich glaube das wirklich auch. Manchmal meint mein sozialer Umgang mit anderen Kindern und Jugendlichen. Ja, da ist das manchmal nicht so einfach für mich, weil ich mich in diese Welten einzufügen, weil ich eben mit bestimmten Werten großgeworden war. Zu sagen, ich darf total selbstbewusst immer meine Meinung sagen und ich bin richtig so, wie ich bin und jeder Mensch soll so sein, wie er ist. Es besteht kein Wert darin, so zu sein wie andere.

Es besteht vor allem Wert darin, individuell zu sein, das ist einfach eine ganz anderes Welt, als was dann bei mir in der Schule so verbreitet war.

 

Es ist manchmal schwer, das im Nachhinein zu analysieren, aber ich glaube, es wäre zu kurzgegriffen, zu sagen: Es lag an den Noten, sondern es war eben auch die Art und Weise, wie diese Noten zustande kamen, eben dass ich sehr viel mündlich mitgemacht habe, dass ich sehr viel diskutieren wollte und dass ich sehr, sehr gebrannt habe für bestimmte Themen.

Das ist nicht so cool in der Schule, wo ja eigentlich so ein bisschen diese desinteressierte Art dann schon fast zelebriert wird unter Teenagern. Man kann schon gute Noten machen, wenn man das so nebenbei macht, aber nicht aus Leidenschaft.

 

Ich war jetzt auch keine Musterschülerin, die in jedem Fach eine Eins hatte oder sowas. Ich war sehr kreativ, ich war gut in Sprachen, immer gut in den Geisteswissenschaften und Deutsch, das war mein Lieblingsfach. Und ich war nicht so dolle in Mathe, Physik, Bio und Chemie. Also ich hab das schon hinbekommen, aber das war nicht super.

  

Die naturwissenschaftlichen Begabungen sind die guten – vom Schreiben kann doch keiner leben. Oder, Nora???

 

Ich bin auf ein ganz klassisches mathematisch naturwissenschaftliches Gymnasium gegangen, auf der Schwäbischen Alb. Dort war auch vonseiten der Lehrkräfte der Fokus stark zu sagen: Die wichtigsten Fächer sind Mathe und Naturwissenschaften. Da muss man gut sein.

 

Wenn man in Mathe gut ist, wird man irgendwann mal Ingenieur und dann kriegt man guten Job. Und ich hab auch von der Lehrkraft Seite oft zu hören bekommen: „Was soll nur aus dir werden? Ich meine, du kannst tolle Sachen schreiben, aber dafür bezahlt ja keiner. Und in Mathe bist du nicht so toll und. Also in welchem Studium kommt man schon klar ohne Mathe? Du bist kreativ, aber wo du das mal so richtig hingehen soll wissen wir jetzt auch nicht so ganz.“

 

Wir waren ein Jahrgang von ich vielleicht 50 Jugendlichen und ich war die Einzige, die Deutsch Leistungskurs damals wählen wollte, also die einzige, die sich dafür interessiert. Ich musste dann auf den Nachbarschule gehen, um Deutsch machen zu können.

 

[00:33:26.380] - Imme

Ja, ja, das finde ich interessant. Man mir tatsächlich so ein bisschen ähnlich mit meiner eher literarisch-künstlerischen Begabung auf einer Schule, wo sehr viel Wert auf die naturwissenschaftlichen Fächer gelegt wurde, wo es dann z. B. zwei LK’s für Bio gab und welche für Mathe, Chemie und Physik. Aber einen Kunst- LK gabs nicht oder Politikwissenschaft, was ich dann studiert habe, gab es auch nicht.

 

Nora

Ja, das gibt's, glaube ich, relativ oft. Mein Mann ist Naturwissenschaftler und er hat es umgekehrt bestätigt: Ihm ist ganz oft von Lehrern gesagt worden: Du hast die richtigen Begabungen. Im Sinne von:  Wenn man gut in Chemie und in Physik ist, dann findet man guten Job und dann hat man ein gutes Leben.

 

Imme

Das ist interessant. Wie das auch in die Richtung ein Selbstbewusstsein bestärken kann und das betroffene Kind total davon profitieren kann, das ist wiederum toll.

 

Nora

Das war auch spannend. Es hat sicherlich auch etwas mit Gender-Erwartungen zu tun. Aber ich werde es nie vergessen, wie wir uns unterhalten haben als wir beide (wir haben uns sehr jung kennengelernt) frisch Abi hatten und er mit völligem Selbstverständnis mit 19 Jahren sagte: „Ich werde studieren oder welchen guten Job haben, dann werden wir ein Haus kaufen, das war alles völlig klar, dass die Welt darauf gewartet hat.

Und ich war viel, viel unsicherer und dachte: Ja, ich kann schreiben und ich interessiere mich für verschiedene Themen. Aber in die Medien wollen ja auch ganz viele Leute und es ist superschwer, da reinzukommen und es ist schlecht bezahlt und wer weiß, ob mich überhaupt jemand will.

 

Obwohl ich Selbstbewusstsein mitbekommen hatte aus meiner Familie war da viel Unsicherheit, da waren viele Zweifel und sehr stark dieses Gefühl: Ich muss mich total reinhängen und wirklich kämpfen für so einen Traum, damit ich vielleicht eine Chance hab, irgendwann mal was mit Schreiben zu machen.

 

[00:35:12.060] - Imme

Ja, ja, finde ich interessant, weil es bei mir tatsächlich sehr ähnlich war.

 

 

Der Mädchentraum vom Schriftstellerleben

 

[00:35:16.320]

Ich kann ja noch was dazu erzählen, wenn du magst. Aber das ist nur so eine Geschichte. Also einfach um dieses Dilemma ein bisschen darzustellen: Ich wollte wirklich immer schon gerne Bücher schreiben. Das war mein Traum. Schon als ich fünf, sechs oder sieben Jahre alt war. Ich wurde da auch schon bestärkt drin von meinen Eltern und so weiter. Und trotzdem habe ich natürlich von überall diese Botschaft bekommen, die man ja oft bekommt:

Ja, aber das schafft so gut wie nie einer vom Schreiben kann eigentlich keiner leben. Das kann man als Hobby haben. Aber wenn man nicht gerade J.K. Rowling ist oder Stephen King oder so, dann wird das nix. Und ich weiß, dass ich auch im Studium einfach gemerkt habe, irgendwie wollen ganz viele Leute in den Geisteswissenschaften mal irgendwas mit Medien machen. Und ich hatte da dann wirklich so einen Knick in der Motivation und habe wirklich gedacht zwischenzeitlich ich glaube, ich muss das einfach an den Nagel hängen, diese Idee, überhaupt in den Journalismus oder in die Medien zu gehen.

„Ich hab auch gar keinen richtigen einschlägige Praktika und andere Leute sind da schon viel vernetzter. Und ich glaube, ich muss das aufgeben, bevor ich's probiert habe“, waren meine Gedanken

Und da war es auch so, dass sowohl meine Eltern als auch meine Schwiegereltern, die ja alle Lehrer sind – alle vier! – mich aufgrund ihrer eigenen Lebenserfahrung sehr stark in diese Richtung beeinflusst haben, dass Lehrkraft ein guter Beruf ist. Da ist man verbeamtet, dann hat man Sicherheit.

 

[00:36:46.380]

Du wirst ja vielleicht auch mal Kinder haben, hieß es. Ich hab dann mich auch für Lehramt eingeschrieben als 2. Studiengang.

 

Ich war wirklich on track zu sagen: Ich gebe das Schreiben auf, bevor ich es versucht habe. Dann waren wir in Kanada für Auslandsstudium. Da habe ich einen Kurs belegt für kreatives Schreiben belegt und das hat mich so glücklich gemacht. Es war so toll und dann hat tatsächlich mein Mann zu mir gesagt: Ich kann das nicht mit ansehen, dass du das aufgibst, bevor du es versucht hast.

 

Weißt du, jetzt versuchst du das mit dem Schreiben. Bewirb dich um ein Praktikum. Fang mal an, frei zu arbeiten. Und wenn du nach drei oder vier Jahren merkst, du kriegst da überhaupt keinen Fuß in die Tür, da kannst du immer noch Lehrerin werden und dann ist es auch vielleicht okay. Aber ich kann das nicht mit ansehen, dass du so aufgehst im Schreiben und dich trotzdem nicht mal mehr traust, es zu versuchen. Und das war wirklich, wirklich wertvoll. Dieser (liebevolle) Tritt in den Hinterzimmern zu sagen: Probier's wenigstens, bevor du es aufgibst.

 

Imme

Ja, finde ich voll schön. Ich glaube, man braucht diesen Schritt und jemanden, der an einen glaubt. Das ist auch beim Gründerdasein so viel wert, dass man etwas gemeinsam aufzieht. Man braucht einfach diese Bestätigung und diese Motivation.

Plus, ich habe viel beobachtet, dass es in Kanada oder natürlich auch generell in Nordamerika eine ganz andere Förderung gibt für die künstlerischen Berufe, gerade fürs Schreiben. Alle großen Autoren in Amerika sind auch Schreibschulen gewesen und haben das ja studiert.

In Deutschland gibt es das so gut wie nicht, außer in Leipzig zum Beispiel. Aber da fehlt immer noch viel, finde ich bzgl. der Qualifizierung dieser Studiengänge. Das ist schade. Wäre es anders, würden die Leute eines Tages nicht mehr erzählen, dass in Deutschland höchstens 200 Schriftsteller gibt, die davon leben können. Das ist ja das Narrativ, mit dem man aufwächst.

 

 

Das Narrativ vom armen Schriftsteller

 

[00:38:52.000] - Nora

Ja, es ist wirklich ganz oft so. Es ist immer noch so, wenn ich irgendwo hinkomme, z. B. auf den Spielplatz und Leute fragen mich: Was machst du denn beruflich? Und ich sage: Ich bin Autorin. Dann ist fast immer die Reaktion: „Oh, echt, das ist ja sicher schlecht bezahlt. Hoffentlich hast du ein Mann, der gut verdient.“

 

Das sitzt so tief in den Menschen, dass das du als Autor am Hungertuch nagen muss.

 

[00:39:13.110] - Imme

Und da schwingt immer mit, dass man immer denkt, die künstlerischen Berufe sind nicht so viel wert. Das Naturwissenschaftliche ist mehr wert, weil es so gut bezahlt ist.

Nora

Und: „Es ist eigentlich mehr so ein Hausfrauen-Hobby“. Das ist auch etwas, was ganz oft Leute denken. Sie denken, naja, mit vier Kindern, wenn du schreibst, dann bist du wahrscheinlich meistens zu Hause und dann schreibst du halt mal zwischendurch ein bisschen was Kleines. Und da ist das halt.

Dass es ein ernsthafter Job ist, wo ich so viel Zeit hineininvestiere wie für eine Vollzeitstelle, ist für viele gar nicht vorstellbar. In manchen Wochen ist es natürlich mehr oder weniger, aber es ist wirklich eine Menge Zeit, die da in diese Bücher fließt und in alles drum herum.

 

Imme

Schade, oder? Das fehlen dann auch wieder Vorbilder. Es liegt einfach daran, dass die Förderung in diesen Berufen fehlt.

 

 

Bedeutet Selbstständig sein wirklich „selbst und ständig“ ???

 

[00:40:10.160] - Nora

Auch diese Zuschreibung. In Deutschland hat man es immer, wenn man sagt, man ist selbstständig, sagen die Leute: Uh dann arbeitest du selbst und ständig ...

 

Imme

Ich kann es auch nicht mehr hören!

Innzwischen sage ich darauf: Ja, weißt du was, das stimmt und ich finde es richtig gut. Tatsächlich arbeite ich wahrscheinlich so viel wie nie zuvor. Keine Ahnung. Ich messe es nicht mehr, weil es auch nicht wichtig ist. Es ist total schön, dass Berufliches und Privates so verschwimmt, und dass ich diese intrinsische Motivation habe, die ich vorher nie so stark hatte, obwohl ich auch im Job hatte, der mir super Spaß gemacht hat.

Aber jetzt ist es eine ganz andere Art der intrinsischen Motivation, die dazu führt, dass ich eigentlich immer arbeiten könnte, wenn ich Zeit habe.

 

[00:41:00.000] - Nora

Genau! Es gibt ja dieses amerikanische Sprichwort:

 

Make up our passion your work and you'll never work a day of your life again.

 

Und das ist tatsächlich was, was bei mir oft tatsächlich zutrifft, dass ich merke, meine Arbeit erfüllt mich mit so viel Freude, dass meine Arbeit auch eine Kraftquelle für mich ist.

 

Ich komme nicht nach einem Tag am Schreibtisch raus und bin völlig erschöpft. Natürlich bin ich trotzdem auch müde, manchmal, weil ich viel überlegt habe. Aber grundsätzlich ziehe ich ganz, ganz viel Kraft und Energie aus dem, was ich tue.

 

Natürlich auch aus dem Feedback und den Rückmeldungen von Menschen, die man dann erreicht. Klar. Ich finde auch die Arbeit an sich ist schon ein Ventil, wenn es das ist, was man wirklich, wirklich machen möchte, wo man einen Sinn drin sieht und wo man intrinsisch motiviert ist.

 

 

Nora Imlau über die Anfänge ihrer Schreib-Karriere und „Familie“ als wenig prestigeträchtiges Thema

 

Ich habe natürlich wirklich Glück gehabt. Mein Mann hat mich wie gesagt, so ein bisschen gepusht mit dem „Also probier's wenigstens“. Dann hab ich ein Praktikum gemacht bei der Zeitschrift Eltern. Mit 23 war ich dann auch schon schwanger mit meinem ersten Kind.

Es war alles gleichzeitig und ich habe da angefangen mit großer Leidenschaft für das Thema Elternschaft zu schreiben, denn das war ja auch gerade mein Thema schlechthin. Und dann war das auch sofort so, dass dann dort der stellvertretende Chefredakteur sagte: Hey, das ist toll, was du machst. Möchtest du weiter für uns schreiben? Und dann ging es immer weiter und weiter: Ich hab mich an anderen Stellen beworben und hier und da Geschichten und Bücher verkauft.

Im Prinzip ging das alles auf dieses eine Praktikum zurück, auf diesen einen Versuch zu sagen, bevor ich es aufgebe, mach ich jetzt mal. Es ist gut geworden. Voll schön, wie zufällig das dann auch teilweise passiert.

 

[00:42:29.940]

Ja, man kann sich vor so viel überlegen, was man machen möchte, auch beruflich. Aber man muss sich irgendwann treiben lassen. Aber gar nicht in so einem passiven Sinne, sondern in dem Sinne, dass man mitnehmen muss, was kommt und einfach mal gucken. Das passiert ja immer, wenn man was macht, passiert auch wieder. Was aber wäre, wenn man einfach nur dasitzt und wartet? Dann passiert auch einfach nichts.

Was ich auch spannend fand in dem Zusammenhang, ist, dass wenn man was mit Medien machen will als junge aufstrebende Journalistin, dann gibts ja so ein paar Blätter, da wollen alle hin. Alle wollen mal was für den Spiegel, den Stern oder für die Süddeutsche Zeitung schreiben. Wenn man zum Fernsehen will, will man zu 3sat und was für die Kulturzeit machen oder so. Da sind also Namen, da wollen alle hin und die können sich nicht retten vorher vor Bewerbungen.

Und ich hab dann selber so gedacht: Klar interessiere ich mich für Kultur. Ich gehe auch gerne ins Theater oder so. Aber wofür ich gerade wirklich brenne, ist dieses Familien Thema. Da hab ich von klein auf total viel drüber gelernt. Ich kenne mich mit Pädagogik gut aus und ich finde es einfach auch superspannend, (weil ich ja selber mein eigenes Familienleben beginne), in dem Bereich zu fragen: Was ist da wichtig?

 

[00:43:35.680]

Das ist aber so eine Nische. Das ist jetzt nicht so, dass die meisten Journalistik-Studenten sagen, mein Lebenstraum ist es über Familie Journalismus zu machen. Das ist so, weil sie meistens noch gar keine Familie haben.

Genau. Und einfach weil es nicht so prestigeträchtig ist wie zu sagen, ich schreibe für den Weltspiegel. Jedenfalls bei der Zeitschrift Eltern ein Praktikum zu bekommen damals war nicht so schwer, weil nicht so viele junge Journalisten sagen: Ich will jetzt unbedingt zur „Eltern“ gehen. Aber für mich war das großartig, weil es wirklich ein tolles, deutschlandweit erscheinendes Heft ist, wo man in vielen Bereichen Sachen ausprobieren kann.

Ich konnte Reportagen machen und Glossen und Kommentare, Titelgeschichten, alles ausprobieren und dann wirklich auch so mein Thema, meine Nische, mein Schwerpunkt finden. Darauf hat man alles andere aufgebaut. Und mir geht es manchmal immer noch so, wenn ich irgendwo hinkomme als Journalistin und Leute dann fragen, was ist Ihr Schwerpunkt? Und ich sage, ich schreibe zu Familienthemen, dass Leute sagen: Ah ja, okay, also Sie sind so die Frau für die Breirezepte.

Das ist immer noch so. Es gibt manchmal auch so ein Abwerten gibt im Sinne von: 

Richtige Journalisten machen Politik, internationale Beziehungen oder Wirtschaft – und nicht Familie. Da gibt's schon so eine gesellschaftliche Abwertung.

Ich habe aber auch mittlerweile das Gefühl, die Wirklichkeit hat diese engstirnigen Köpfe überholt. Wenn Bücher zu Familientreffen auf der Spiegel-Bestsellerliste landen, dann ist das eben auch kein Nischenthema mehr.

 

Das spricht dafür, dass das letztlich in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt ist. Absolut.

 

[00:45:16.330] - Imme

Und das kann man denjenigen, die einen in die Ecke für Breirezepte Ecke stellen wollen, entgegenhalten. Es ist eine spannende Richtung gegangen. Unser Gespräch mit diesen gesellschaftlichen Vorurteilen und diesem Denken, was diese kreativen Berufe so abwertet. Das ist sehr interessant.

 

 

Selbstbranding und Marketing als Autorin und Journalismus

 

 [00:45:38.000] - Imme

Nora, nimm uns mit auf die Reise als selbstständige Journalistin und Autorin, die sich selbst „branded“. Das passiert nicht bewusst, dass du dir überlegst, was möchte ich für ein Branding haben. Aber ich finde das interessant zu wissen, was du an Marketingaktivitäten machst, was die Verlage machen usw. Viele sagen, die Verlage machen heute kaum noch was. Und es ist es liegt ja auch auf der Hand, dass es total viel bringt, wenn man auf Social Media aktive ist. Du machst da super viel, z.B. auf Instagram, Facebook und Twitter, weil die Leute dich natürlich auch erreichen. Du gibst Tipps, du bist für Fragen da. Du kannst da deine Bücher direkt empfehlen und verkaufen.

Der Mehrwert liegt an der Hand und trotzdem finde ich es einfach mal so interessant zu wissen: Was machst du bewusst an Marketingaktivitäten? Was macht der Verlag? Wer hat jetzt zum Beispiel dieses letzte Video über den Familien Compass gedreht? Erzählt uns das nochmal?

 

[00:46:42.070] - Nora

Also für mich war es immer, immer, immer schon wichtig. Von Anfang an mit meiner Zielgruppe, mit den Menschen, für die ich eigentlich meine Arbeit mache, möglichst nah in Verbindung zu sein.

Das hat bedeutet, dass ich als junge Familien-Journalistin, also 2005, als ich angefangen habe, dass ich da in Elternforen angemeldet war und mich mit Müttern und Vätern dort ausgetauscht habe und gefragt habe: Was würdet ihr euch den wünschen oder Was bräuchte ihr?

Ich konnte das gar nicht glauben, dass das nicht alle meine Kolleginnen und Kollegen tun, weil das für mich so naheliegend war zu sagen: Wenn ich für die Leute schreibe, muss ich doch wissen, was die wollen. Aber das war im Journalismus relativ wenig verbreitet in dieser Zeit, erst mal wirklich selber als Autorin und als Autor sich in einem Forum anmeldet, als eine von vielen, und wirklich mit den Leuten in Beziehung geht und sagt: Hey, was hat euch denn den letzten Geschichten gefallen? Was hat euch gestört? Was soll man anders machen?

Ja, das hab ich gemacht und hab da schon von Anfang an versucht da Beziehungen zu knüpfen. Und als dann Facebook kam, hab ich mir am Anfang ein privates Facebook-Profil zugelegt, einfach versucht mich zu vernetzen und dann irgendwann diese öffentliche Facebook-Seite gemacht. Als ich mein allererstes Buch geschrieben habe, das war 2009/2010, da habe ich parallel einen Blog geführt, wo ich, wenn ich ein Kapitel fertig hatte, das online gestellt und gefragt habe: Was denkt ihr, fehlt noch was, und wirklich aus der Community Ratschläge angenommen habe.

 

Das war für mich einfach eine ganz selbstverständliche Form zu arbeiten. Von Anfang an, weil ich immer dachte, ich habe im Internet schon so viel gelernt und da gibt's schon so viele interessante Menschen und da gibt's so viele Meinungen. Das wäre doch geradezu wie eine Goldquelle, die man nicht anzapft, weil man da nicht in Kontakt mit Menschen tritt. So, das war wirklich von ganz Anfang an Teil meiner Autorin-Tätigkeit.

 

[00:48:35.770] - Imme

Ich finde es interessant, weil das ja auch in der Zeit war, wo Blogs noch gar nicht so richtig groß waren. Deswegen hast du dir wahrscheinlich auch so viel Feedback holen können. Wenn du heute einen Blog aufsetzt, ganz ehrlich, den findet kaum mehr jemand.

[00:48:46.000]

Tatsächlich. Ja, da war ich tatsächlich so ein bisschen bei den Pionierinnen dabei. Es gab noch nicht so viele Familienblogs, da gab es noch nicht so große soziale Netzwerke und das war natürlich mein Glück, dass man da auch irgendwie so ein bisschen unbestelltes Land hatte.

 

Und die wenigen Familienbloggerinnen, die es gab, die kannten sich alle untereinander und man konnte sich total leicht mit denen vernetzen. Das waren nur fünf oder so. Dann hat sich das natürlich immer weiter professionalisiert.

Für mich blieb das immer wichtig, in den sozialen Netzwerken präsent zu sein. Ich bin jetzt aktuell eben bei Facebook, Twitter und Instagram sehr präsent, weil da meine Kernzielgruppe sitzt. Aber ich kriege mittlerweile auch schon mit, dass ich bald bei Ticktack anfangen muss, weil die ganz jungen Mütter eher dort sind. Also man muss dann doch immer mitgehen mit der Zielgruppe.

Gleichzeitig hab ich auch immer für mich entschieden: Ich muss nicht alles gleichzeitig machen. Ich muss nicht noch YouTube-Kanal haben, obwohl es sicher auch noch ein gutes Medium ist. Weil ich muss es auch einfach schaffen können, das zu bespielen. Und mein Medium ist eher das geschriebene Wort.

Und deswegen bin ich jetzt eher dort, wo ich eben schreiben kann. Und tatsächlich hat sich natürlich dann auch über die Jahre das insofern verändert, dass ich da am Anfang relativ unbedarft auch mal als „Semi-Privatperson“ eben nur eine Seite hatte, die sagt: Ich schreibe ein Buch, gebt mir Input und relativ offen und unzensiert auch Ideen geteilt habe. Oder auch mal Dinge aus meinem Alltag erzählt habe, weil mir auch nicht so viele Leute gefolgt sind und sich das immer noch so ein bisschen anfühlte nach einem erweiterten Freundeskreis im Internet. „Wir sind ja hier unter uns.“ 😊

Das hat sich natürlich mit der Zeit jetzt verändert. Es gibt Posts von mir, die, die erreichen ein paar Hundertausend Leute und da passe ich natürlich sehr genau auf, was ich da sage, was ich da schreibe. Ich musste in gewisser Weise wirklich über sowas wie Personal Branding nachdenken und wirklich für mich mal überlegen:

 

[00:50:39.760]

Was ist mein Markenkern? Wofür stehe ich? Wie will ich im Internet auftreten? Und wie schaffe ich, dass möglichst viel von mir als Privatperson zu teilen, sodass da auch eine Nähe entsteht und gleichzeitig meine Privatsphäre und die meiner Kinder, meines Mannes, unserer Familie auch zu schützen?

Und natürlich auch zu schauen, dass eine Verletzlichkeit da ist, die ich wichtig finde, weil Verletzlichkeit Beziehung schafft und gleichzeitig aber eben auch keine so eine Durchlässigkeit, als gäbe es eben kein Unterschied zwischen der öffentlichen Person Nora Imalu und dem Privatmenschen, der ich bin und der einfach auch ein Bedürfnis danach hat, nicht auf alles angesprochen zu werden und nicht irgendwie in eine gläserne Person zu sein.

Das ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden. Ich hab da einige Entscheidungen treffen müssen.

 

Imme:

Was ist zum Beispiel eine solche Entscheidung? Zu zeigst deine Kindern ja auch, nicht wahr?

 

[00:51:29.970] - Nora

Genau das ist ja immer so ein ganz heißes Eisen. Zeigt man Kinder, da zeigt man sie nicht?

Ich habe mich entschieden, mich um meine Familie zu zeigen. Auch meine Kinder, auch mein Mann. Da werde ich manchmal auch für angegriffen, weil Leute sagen: Das gehört sich nicht, Kinderbilder gehören nicht ins Internet. Und ich habe aber für mich das Gefühl, mein Job lebt auch so sehr davon zu sagen: Ich zeige mich, wie ich bin, da gehören meine Kinder, da gehört meine Familie ein Stück weit auch dazu.

Aber ich kuratieren sehr, sehr, sehr genau, was ich eben zeige. Es ist ein bisschen wie bei der Royal Family in England, die zeigen ja Fotos von sich, aber nur sehr wenige und sehr sorgfältig ausgewählte Kinderbilder, weil einfach klar ist, es gibt ein gewisses öffentliches Interesse. Natürlich ist das Interesse an uns nicht im Ansatz so hoch, aber das Grundprinzip zu sagen: Ich zeige meine Kinder, aber ich zeige nicht irgendwelche Schnappschüsse, sondern ich wähle sehr genau aus, was Pressebilder sind, die dann auch geteilt werden können, Das ist was, was ich so für uns als Weg gewählt habe.

Wenn du meinen Instagram-Account durchguckst, dann wirst du sehen, dass auch je älter die Kinder werden, sie immer weniger zu sehen sind oder wenn, dann auch mal nur von hinten. Und ab und zu gibt's dann aber auch mal ein Bild, wo du meine Vierzehnjährige von vorne siehst in irgendeiner völlig unverfänglichen Situation.

Ich teile niemals Bilder von Kinder in entwürdigenden Situationen.

 

[00:52:51.630]

Irgendwelche Töpfchenbilder, Bade-, Windelbilder und sowas. Aber die Privatsphäre meiner Kinder geht ja auch weiter. Es geht ja nicht nur ums Bild. Es geht ja auch darum, was für Geschichten ich erzähle und was ich versucht habe. Was ganz gut gelingt, ist, dass ich einerseits durchaus viel erzähle aus unserem Familienleben; auch im „Familienkompass“ gibt's ja viele Beispiele aus dem Alltag mit meinen Kindern.

Andererseits sind die alle so erzählt, dass man z.B. oft gar nicht weiß, von welchem Kind es jetzt gerade die Rede. Ich sage einfach: Eines meiner Kinder hat mal was, man aber nicht welches. Das schützt natürlich auch die Privatsphäre des einzelnen Kindes und es gibt eben auch ganz viele Dinge, über die ich nie spreche. Also sowas wie Gesundheitszustand und Diagnosen meiner Kinder. Niemand kennt die Kinderzimmer. Das ist ihre Privatsphäre und die schützt ich sehr.

 

[00:53:41.930]

Aber es ist und bleibt echt auch ein Balanceakt. Und ich habe trotzdem für mich immer das Gefühl, ohne einen gewissen Mut sich auch zu zeigen und diese Authentizität auch zu haben, zu sagen: Hier bin ich. So geht's mir. Das ist unser Leben, könnte ich meine Arbeit, so wie ich sie verstehe, auch nicht machen. Ich habe großen Respekt auch vor Kolleginnen und Kollegen, die noch viel, viel weniger von sich zeigen und einfach sagen Ich bin hier als Expertin. Mein Privatleben geht niemanden was an. Aber mein ganzer Arm, meine Marke, wenn du so willst, war immer auch eine Verbindung aus Fachwissen und persönlichem Identifikationspotenzial.

 

[00:54:25.970] - Imme

In gewisser Weise bist du eine persönliche Marke. Wenn man dich als Speakerin einlädt, weiß man auch tatsächlich, wen man einlädt. Das ist auch ein sehr schönes Gefühl.

 Sollte man Kinderfotos im Netz zeigen, wenn es zum personal branding gehört?

 

[00:54:37.490] - Nora

Und meine Kinder wissen natürlich, wie mein Job ist. Und natürlich reden wir da auch drüber. Und manchmal beschweren sie sich auch über Dinge. Manchmal ändern wir auch dann Dinge daraufhin. Und gleichzeitig ist es tatsächlich so, wenn mich Leute sagen: Ja, aber deine Eineinhalbjährige kann kein Einverständnis darüber geben, dass sie auf Instagram gezeigt, was stimmt, dann sage ich wirklich und das sage ich ganz klar und selbstbewusst: Jede Familie trifft ja auch Entscheidungen, die Einfluss hat auf das Einfluss, die Einfluss haben auf das Leben der Kinder.

Wenn ich entscheide, ich werde Zirkusartistin und wir ziehen von Ort zu Ort, dann frage ich meine Kinder auch nicht, sondern sind die halt dabei. Also Kinder sind immer beeinflusst von Lebens- und Berufsentscheidung ihrer Eltern. Und meine Kinder haben durch meinen Job durchaus manche Vorteile. Manchmal passiert es, dass wir irgendwo im Hotel sind und jemand erkennt mich. Und auf einmal kriegen wir ein Upgrade und kriegen ein besseres Zimmer. Vielleicht wollen sie, dass ich etwas über sie poste 😉

 

[00:55:31.760]

Dass sowas passiert ist, finden meine Kinder auch cool. Oder die kriegen manchmal irgendwelche Geschenke von den Firmen geschickt, die dann hoffen, dass wir das auf Instagram featuren. Das ist ja ganz nett. Und das kriegen sie durchaus mit. Und gleichzeitig gibt es manche Dinge, die sie auch anstrengend finden, wenn wir bei Ikea in der Schlange steht und auf einmal werde ich angesprochen und um Autogramme gebeten oder so. Oder sie werden angesprochen, das gehört aber zusammen.

Ein bisschen Bekanntheit ist manchmal cool und manchmal anstrengend. Und damit werden sie groß. Und gleichzeitig sind sie geschützter als man meint. Also meine Kinder haben einen anderen Nachnamen als ich. Meine Kinder werden selber nie irgendwo als meine Kinder erkannt, auf Klassenfesten oder irgendwas. Und auch dadurch ist natürlich ein gewisser Schutz dann gewährleistet und sie können sich selber entscheiden, ob sie dann irgendwann irgendwo sagen: Ich bin übrigens das Kind von Nora, oder ob sie es lassen.

 

Welche Marketingaktivitäten übernimmt heutzutage der Verlag?

 

[00:56:27.140] - Imme

Und wer das Video zu deinem „Familienkompass“ gemacht?

Nora

Genau, das hat Kayne gemacht. Das hab ich noch gar nicht erzählt. Also das mit der Werbung.

Es ist tatsächlich so, dass ich das ein bisschen mit Sorge beobachte, dass viele Verlage im Moment oft Bücher einkaufen von Menschen, die schon relativ erfolgreich Social Media Profile etabliert haben und die dann so ein bisschen für sich, glaube ich, denken: Oh cool, da brauchen wir kein Marketingbudget.

Das macht die Person alles selbst auch noch unbezahlt. Na, dann kriegt man (als Autor) nämlich ein paar tausend Euro für ein Buch und soll auch noch das ganze eigene Marketing machen. Das ist natürlich für die Verlage eine gute Rechnung, für die Autorin nicht so sehr.

Und ich hab das auch schon erlebt, dass gerade, wenn man als junge nicht so bekannte Autorinnen, also das erste Buch schreibt. Da wird wenig für das Buch gemacht, oft von Verlagsseite, also wenig Marketing.

 

[00:57:18.410]

Und man muss sich selber sehr abstrampeln, um eine Sichtbarkeit zu bekommen.

Mittlerweile ist es so, dass ich tatsächlich in der glücklichen Lage bin, mit meinen Buch Verträgen auch sofort Marketingpakete mitverhandeln zu können, wo genau so was auf den Tisch kommt.

Wo ich dann wirklich auch sage: Klar kann ich auch Social Media anbieten. Aber das wird dann extra bezahlt. Also dann kann ich ganz klar mit meinem Agenten auftreten und sagen: So, wir wollen aber auch einen Trailer eigen und wir wollen dies, wir wollen das.

Das wird alles schon festgezurrt, bevor das Buch überhaupt geschrieben ist. Das ist die angenehme Seite. Aber das ist sozusagen eine privilegierte Situation, die man sich auch erst erarbeiten muss. Das klappt dann, wenn man ein paar Spiegel-Bestseller hatte. Also etwas überspitzt gesagt, da ist so ein bisschen dieses: Wenn man dann irgendwo da angekommen ist, wo dann mehrere Verlage bieten und sagen wir wollen auch ein Buch von dir, kann man natürlich besser solche Bedingungen verhandeln.

 

[00:58:15.870] - Imme

Ich finde ganz interessant zu sehen, wo es auch so hingehen kann, um jetzt genau die Zuhörer und Zuhörerinnen zu inspirieren, die sagen : Ja, ich möchte halt gerne schreiben. Ich möchte zu denen gehören, die das machen. Egal, was uns erzählt wird in der Schule. Und der Trailer?

Nora

Also wir haben einen guten Freund, mein Mann und ich, der Kameramann ist und das ist tatsächlich auch ein Kollege von meinem Mann und der ist heute Kameramann, ein ganz toller und den hab ich sozusagen privat immer mal schon angefragt. Und dann habe ich gefragt, es wäre so toll, wenn du Videos für meine Bücher machen könntest. Und dann hab ich aber eben auch die Verlage überzeugt davon, dass die dann dafür bezahlen, dass sie das als Verlags-Produktionen machen. Und das wird auch über die Verlags Kanäle geteilt. Und ich organisiere das aber privat und das ist eine tolle Zusammenarbeit. Ja, es ist wirklich toll.

 

Klar, der Kameramann möchte auch bezahlt werden. Natürlich gibt es leider keinen Freundschaftsdienst, sondern das ist ja auch ein Job wie jeder andere. Trotzdem ist es natürlich für mich schön, das mit jemandem zu machen, den ich gut kenne und dem ich vertraue, sodass man dann eben auch miteinander diese gute Arbeitsbeziehung pflegen kann.

 

[00:59:26.100] - Imme

Sehr schön. Ja, das sind interessante Einblicke. Ich möchte dir zum Abschluss noch drei kurze Fragen stellen, die ich all meinen Podcastgäste stelle. Kannst gerne auch einfach in einem Wort oder einem Satz antworten.

  

3 Abschlussfragen von YAY an Nora Imlau

 

[00:59:43.950]

Abschlussfrage 1:  Was braucht Deutschland in diesem Jahr am meisten?

Nora:

Ich glaube, es braucht in diesem Jahr wirklich großzügige Unterstützung für Familien, die so unglaublich viel aufgefangen haben, jetzt während dieser Coronakrise und ich finde alle Eltern, die mit Kindern zu Hause ausharren, ob ohne Kita oder im Homeschooling, bräuchten mindestens zwei Wochen extra Urlaub, um irgendwo ein bisschen wieder zu Kräften zu kommen und die Kinder bräuchten wirklich gute Begleitung, um auch sozusagen wieder anzukommen in der Schule.

Diesen Fokus weg von diesem Leistungsdenken und hin dahin, dass es halt wirklich einfach ein unglaublich krasses Jahr war. Und ich glaube, alle Familien, die so oft übersehen werden, jetzt auch in dieser Krise, bräuchten einfach auch von politischer Seite ein ganz klares Signal. Und zwar nicht so einen hingeworfenen Brotkrumen. Ihr kriegt mal 200 Euro extra, sondern wirklich ein klares Signal. Wir sehen, was das für eure seelische Gesundheit bedeutet hat. Wir fühlen uns mitverantwortlich dafür, dass ihr wieder zu Kräften kommen könnt.

[01:01:00.840] - Imme

Da bin ich voll und ganz bei dir. Urlaub und eventuell auch finanzielle Entschädigung denke ich mal, weil es gibt ja auch für Solo-Entrepreneure zu den du ja auch gewisse Entschädigung. Aber nur, wenn man Einbußen hatte, was ich sich aber tatsächlich gar nicht so leicht nachweisen lässt. Gerade weil der Startupbereich davon lebt, dass man jedes Jahr wachsen muss. Da hat man Einbußen dadurch, dass man nicht so viel arbeiten konnte.

Nora 

Genau da werden viele Fälle, denke ich gar nicht betrachtet.

 

Abschlussfrage 2: Aalles im Leben wird ein bisschen schöner mit?

 

Nora:

Earl Grey!

 

Imme:

Haha, ich dachte, du würdest Familie sagen.

 

Nora:

Ja, mit Familie natürlich auch. Aber das würde ich jetzt nicht so allgemein sagen wollen. Es gibt. Ich hab auch gute Freundinnen, die das sehr glücklich macht, keine Kinder zu haben. Und das ist ja auch wunderbar. Man sollte nur dann Kinder haben, wenn man sie haben will.

Imme:

Das stimmt. Aber Earl Grey sollte man immer trinken? :D

 

Nora:

Sollte man! Weil es immer noch das beste Getränk ist. Da gibt's auch gar keine Widerrede 😉

 

Imme:

Ich finde auch, es ist tatsächlich der beste Tee. 

Abschlussfrage 3:  Was war dein letzter Yay-Moment?

 

[01:02:28.450] - Nora

Heute Morgen hab ich einen. Hab ich ein Päckchen bekommen. Ganz unverhofft. Von einer Freundin von mir. Da war so ein bisschen Make up und so Pflege-Schnickschnack drin und so eine Karte im Sinne von hier: Du machst gerade so viel mit deinen Kindern. Mach mal was gut. Das war total nett. Da war ich sehr begeistert und das war eine sehr schöne Geste.

 

Imme

Das ist eine sehr schöne Geste. Ihr kommt ja total oft Post.

 

Nora:

Aber meistens sind es halt welche beruflichen Sachen, Rezensionsexemplare und so was auch Schönes. Aber das war einfach so ein Päckchen. Da hab ich mich sehr gefreut. Ja, was Privates.

 

Imme:

Liebe Nora, ganz herzlichen Dank für das Gespräch. Hat mich sehr gefreut!

 

[01:03:15.330] - Imme

Herzlichen Dank auch an alle fürs Zuhören.

Wenn ihr mehr erfahren möchtet, wie ein bedürfnisorientiertes Familienleben funktionieren kann, dann lege ich euch Noras Familienkompass wirklich sehr ans Herz. In den Shownotes werde ich deine Bücher auch verlinken. Den Familienkompass und auch die letzten beiden Bücher, die zu Bestsellern geworden sind. Ansonsten findet ihr viele Informationen auf Noras Website www.nora-imlau.de. Dort findet ihr nicht nur Interessantes über Nora und ihre Bücher, sondern auch über das jüngste Kursangebot.

Nora bietet nämlich auch eine online Kreativ-Werkstatt zum Familienkompass an. Da lohnt es sich auf jeden Fall vorbeizuschauen.

Wenn euch dieses Gespräch gefallen hat, gebt "YAY-Momente mit..." 5 Sterne auf Apple-Podcasts, abonniert uns, wo ihr gerade zuhört, und bleibt gesund.

 

[01:04:00.020]

Vielen Dank, liebe Nora!

 

Nora

Dankeschön!